Stoffwindeln vs. Wegwerfwindeln
Expertenbeitrag von Claudia Kobler, Stoffwindelberaterin und Gründerin von MiaMalina
www.miamalina.ch
Den meisten Eltern geht es wohl so wie uns nach der Geburt unserer Tochter im 2016 – bestürzt haben wir uns den riesigen Abfallberg der Wegwerfwindel jede Woche angesehen. Es hat uns aber auch zum Nachdenken angeregt und uns schlussendlich dazu bewogen nach einer natürlichen Lösung zu suchen. Doch es ist nicht nur der geringere Abfall, den viele (werdende) Eltern dazu bewegt mit Stoff zu wickeln.
Vorteile von modernen Stoffwindeln
Natürlicher: mit Stoffwindeln kannst du entscheiden, welche Materialien an den Po deines Kindes kommen und ob du sogar ausschliesslich mit Naturmaterialien wickeln möchtest.
Flexibel & praktisch: Je nach Alter und Figur des Kindes oder Anspruch an das Saugvolumen kannst du zu einem anderen Windelsystem greifen oder die Einlagen perfekt miteinander kombinieren – genau so, wie du es möchtest.
Weniger Abfall: Pro Wickelkind beläuft sich der Müllberg an Wegwerfwindeln auf etwa eine Tonne, das sind zwischen 5’000 und 6’000 Windeln!
Günstiger: Mit der Anschaffung der Stoffwindeln gibst du zwar mehr Geld auf einmal aus, aber im Endeffekt sind Stoffwindeln gegenüber Wegwerfwindeln günstiger. Vor allem wenn sie für mehrere Kinder gebraucht werden. Oftmals kannst du sie auch weitergeben oder weiterverkaufen.
Als ich mich damals über moderne Stoffwindeln informiert habe, habe ich zuerst sehr viel darüber gelesen. Anschliessend haben wir uns entschieden ein Testpacket zu bestellen, um einen Monat komplett mit Stoffwindeln zu wickeln. Danach haben wir, die für uns passenden Stoffwindelsysteme angeschafft und wickeln seither unsere Kinder mit modernen Stoffwindeln. Inzwischen habe ich sogar die Ausbildung zur Stoffwindelberaterin gemacht und berate Eltern und Interessierte im bernischen Oberaargau bis nach Olten oder auch online zum Thema moderne Stoffwindeln.
Vom Abfallberg zum Wäscheberg?
Ein grosser Mythos rund um Stoffwindeln ist immer noch der scheinbar grosse Wäscheberg. Von früher wissen wir, dass die Windeln ausgekocht werden mussten und stundenlang gefaltet wurden. Mit den modernen Stoffwindeln von heute ist dies glücklicherweise nicht mehr der Fall. Die meisten Familien waschen die Stoffwindeln etwa jeden 3. Tag – ganz normal in der Waschmaschine. Mit dem richtigen Waschmittel und dem passenden Waschmittelprogramm werden die Windeln problemlos sauber. Danach werden die Windeln und Einlagen an der Leine getrocknet (je nach Material geht’s auch im Trockner).
Und wie beginne ich nun?
AIO, Höschenwindeln, Krefeld, Überhose, Saugmaterial… Wenn wir uns erstmals über Stoffwindeln informieren, sehen wir bald, dass es inzwischen viele Marken und verschiedene Wickelsysteme gibt. In einer individuellen und markenunabhängigen Beratung werden dir die verschiedenen Stoffwindelsysteme gezeigt. Du kannst die Stoffwindeln und die verschiedenen Materialien anfassen und ausprobieren. Es werden die Vor- und Nachteile thematisiert, was es beim Waschen zu beachten gibt und wie du die Stoffwindeln zu Hause und unterwegs am besten lagerst. Eine Beraterin in deiner Nähe findest du auf der Webseite Stoffwindelverein Schweiz (www.stoffwindelverein.ch)
Als Anschluss an eine Beratung oder wenn du dich bereits etwas eingelesen hast, empfehle ich dir ein Testpaket. Du kannst die Windeln direkt an deinem Kind testen und ausprobieren. Es werden dir Wetbags zur Aufbewahrung, das passende Waschmittel und eine Erklärung der verschiedenen Windelsysteme mitgeliefert. Je nach Wunsch enthält ein Testpaket verschiedene Marken und/oder Windelsysteme. Möchtest du Stoffwindeln aus Wolle ausprobieren, auch da gibt es einige Beraterinnen, welche Testpakete dazu anbieten.
Wenn du dein Kind mit Stoff wickelst, erfährt das Wickeln an sich meist einen grösseren Stellenwert. Stoffwindeln geben deinem Kind eine bessere Rückmeldung über die Ausscheidung und es spürt die Nässe besser. Daher berichten Eltern, welche mit Stoff wickeln, dass die Kinder oftmals früher trocken werden.