Gespräch mit meiner Hebamme

Susan Rodriguez


Hebamme, Stillberaterin, Yoga Lehrerin und BEBO Trainerin, Inhaberin von Bauch zu Bauch in Basel (Umstandsmode und Accessoires) www.vonbauchzubauch.ch


Liebe Susan, danke dir von Herzen, dass du dir die Zeit nimmst für dieses Gespräch.

Nach deiner wundervollen Begleitung während meiner eigenen Schwangerschaft bis jetzt zu den Beikostberatungen, bin ich berührt und überwältig von eurer Hebammenarbeit. Ich bin überzeugt, nur durch deine/eure Unterstützung darf ich diese Zeit von A-Z als eine unvergesslich schöne Zeit in Erinnerung behalten.

Ich wünsche mir, dass jede Frau so eine tolle Unterstützung von einer Hebamme erhält. Leider höre ich viel zu oft, dass Frauen gar keine Hebamme in Anspruch nehmen, oder die Arbeit von euch zu wenig kennen. Mit diesem Gespräch möchte ich eure Arbeit meiner Community näher bringen.

1. Ab welcher Schwangerschaftswoche sollte sich eine schwangere Frau um eine Hebamme kümmern? 

Am besten bereits ab dem positivem Schwangerschaftstest.
Neu gilt nämlich, dass die Krankenkassen die Untersuchungen, die vor der
13. Schwangerschaftswoche stattfinden auch übernimmt. Das war bis vor Kurzem noch anders.

“Die Kontrolluntersuchungen, die vor der 13. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, gehören zu den "besonderen Leistungen bei Mutterschaft" und sind von der Kostenbeteiligung befreit.”

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2. Was ist eine Beleghebamme? 

Eine Beleghebamme ist eine Hebamme, die eine Frau bereits während der Schwangerschaft begleitet und auch im Spital/Geburtshaus bei der Geburt dabei ist. Ebenso betreut sie im Wochenbett! Es gibt aber auch Hebammen, die nur die Geburt begleiten oder nur das Wochenbett. 
Der Vorteil einer solchen Beleghebamme ist, dass man schon vor der Geburt eine schöne Vertrauensbasis aufbauen kann.

3. Wie kann eine Frau Ihren passenden Geburtsort für ihr Baby finden? 

Grundsätzlich hat man die Möglichkeit zwischen Spital, Geburtshaus oder einer Hausgeburt zu wählen. 

Entweder weiss eine Frau bereits zu Beginn der Schwangerschaft sehr genau, wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchte, oder sie entscheidet sich in den ersten Monaten. 

Es gibt zum Beispiel Gynäkologen, die sehr verbunden sind mit den Hebammen und der Hebammenarbeit und einer Frau gleich eine empfehlen können. Das ist sehr schön. So lernen die meisten Frauen auch erst die wertvolle Arbeit von uns kennen.  

Ich persönlich finde es immer sehr schade, wenn Gynäkologen die Arbeit der Hebammen nicht weiterempfehlen. Manchmal frage ich mich: «Warum sieht man uns Hebammen nicht? Wir unterstützen jede Frau von Beginn weg in dieser Zeit der immensen Veränderung. 

Viele Frauen wissen das gar nicht, dass sie Anspruch haben auf eine Hebamme und dies sogar von der Krankenkasse bezahlt ist. 

4. Machst du auch Hausgeburten?

Ja seit 15 Jahren. Der Anteil an Hausgeburten in der Schweiz ist jedoch noch sehr klein. Eine Statistik vom 2017 zum Beispiel hat 87'381 Lebendgeburten registriert, davon waren lediglich 1.7% der Geburten im Geburtshaus und knapp 0.9% waren Hausgeburten. Die ausserklinischen Geburten steigen jedoch an. 

Statistik www.hebamme.ch  

 

5. Wie viele Kontrollen hat denn eine Frau während der Schwangerschaft bei einer Hebamme zugute?

7 Kontrollen!

Im Wochenbett sind es dann 16 Hausbesuche beim 1. Kind und beim 2. Kind 10. Quelle www.swissmom.ch


 

6. Sollte jede Frau einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen?

Nicht unbedingt, aber es ist super, wenn sie einen machen! 


 

7. Darf während der Schwangerschaft Sport gemacht werden? 

Unbedingt und ich empfehle sogar bis zum Schluss. Ausser, eine Frau macht Spitzen- oder Extremsport, dann empfehle ich langsam abzubauen, da sie im Wochenbett keinen Sport machen wird und dies zu viel für den Körper wäre, von 100 auf 0 runter zu fahren. 

Was ich allerdings beobachte ist, dass viele Frauen nach der Rückbildung Ihren Sport den sie vor der Schwangerschaft ausgeübt haben nicht wieder aufnehmen. Meist reduzieren sie beim 1. Kind und beim 2. Kind streichen sie den Sport ganz. Das ist ein echtes Problem. 


8. Was empfiehlst du bei Schwangerschaftsübelkeit im 1. Trimester?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Je nach Frau wirkt das eine besser als das andere. Deshalb einfach ausprobieren. 

Ein paar Punkte, die ich aber empfehlen kann sind: Ingwer, Pfefferminze, essen vor dem Aufstehen, immer kleine Snacks durch den Tag verteilt essen. Ebenso wichtig ist, den Stress im Alltag und die Hormone anzuschauen. Viele Frauen arbeiten immer noch wie verrückt und merken nicht, dass sich der Körper so enorm verändert. Zudem muss sich d

9. Was sollte in einer Schwangerschaft vermieden werden?

Alkohol, Drogen, Rauchen und Stress! 


10. Wie kann ein Baby in der Steisslage (Beckenendlage) in der SSW 36 noch gedreht werden? 

Einen Einlauf kann helfen, leichte Kost, Yogaübungen (zbsp. die indische Brücke), Klangkugeln, Kommunikation mit dem Baby, äussere Wendung beim Arzt und wenn sich das Baby dann gedreht hat, dann sollte eine Bauchstützung getragen werden um das Kind in der Position zu halten. 

Aber ich muss auch erwähnen, dass es ist auch möglich, dass Baby in Steisslage zu gebären. Es verschwindet jedoch immer mehr und viele Hebammen bieten keine Steisslagengeburten mehr an. 


11. Was empfiehlst du Frauen für eine friedliche, selbstbestimmte Geburt?

Eine Frau soll auf jeden Fall ihren Geburtsort bewusst wählen und sich Gedanken machen, was für eine Geburtshilfe sie möchte, ob medizinisch oder lieber auf einer Vertrauensbasis mit ihrer Hebamme, die sie führt. Grundsätzlich ist es wichtig, dass eine Frau sich selber gut kennt und daher weiss, was für ein Typ sie ist und wie sie sich sieht ihr Baby zu gebären. 

Dann ist es extrem gut, wenn die Frau offen sein kann für jegliche Wendung während der Geburt und auf ihren Körper hört. 

Es gibt Frauen, die gern medizinisch durch diesen Prozess gehen, andere Frauen jedoch sehr frei und mit Hilfe der Hebamme. 

12. Blasensprung, wann sollte man ins Geburtshaus/Krankenhaus oder die Hebamme kontaktieren? 

Da gibt es grosse Unterschiede, jede Institution handhabt das etwas anders. 

Hier bei uns im Haus der Geburt Bethesda bitten wir die Frauen uns Hebammen gleich zu kontaktieren und dann vereinbaren wir gleich eine Kontrolle wo wir zur Schwangeren nach Hause gehen. 

Da kontrollieren das Fruchtwasser, prüfen, ob die Wehen/Wellen schon eingesetzt haben und wenn ja in welchen Abständen? So kann die Frau noch im sicheren und ruhigen Zuhause sein und die Ruhe halten und ist so keinen weiteren Keimen ausgesetzt. Dann prüfen wir Ihre Laborwerte und messen die Temperatur und können uns so ein genaueres Bild machen. 


13. Warum bist du Hebamme geworden?

Ich kann mir nichts anderes vorstellen für mich. Meine Mama hat mir früher immer gesagt «Susan, du wirst mal Gynäkologin, da kannst du für die Frauenrechte einstehen». Ich habe Ihr dann immer gesagt «sicher nicht». Und jetzt bin ich HebammeJ

 

Ich denke, ich bin so gut in meiner Arbeit weil ich mich sehr schnell mit den Menschen verbinden kann und habe die Fähigkeit mich sehr schnell in andere Personen reinversetzten zu können. Das hilft mi sehr um zu spüren, was mein Gegenüber meint und fühlt. 

«Du bist ja recht früh Hebamme geworden»?. Ja genau mit 20 Jahren. Meine Freundin hat mich damals gefragt, ob ich mit ihr an einen Hebammen Infoabend in Bern mitkommen wolle. Zuerst wollte ich nicht wirklich, aber als sie dann gemeint hat, wir könnten uns in Bern doch einen schönen Tag machen mit Shoppen und Essen gehen, da war ich überredet. 

Dort angekommen, war da die Hebamme, die mich geflasht hat…Platinblondes Haar,

rote Lippen, modern, offen und hat von Ihrem Beruf erzählt. Sie war so inspirierend, weil sie ihren Beruf geliebt und gelebt hat….. ich war unglaublich fasziniert und von dem Zeitpunkt an wusste ich, Susan du wirst HebammeJ

 

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder gedacht ich steige aus dem Hebammenberuf aus, aber ich brachte es bis heute nicht fertig, dafür liebe ich meine Arbeit zu sehr. 

14. Kann man sich als werdende Mama aufs Stillen vorbereiten?

Ja kann man. Wir empfehlen den Frauen 2 Wochen vor Geburt täglich die Brust mit einer Brustmassage vorzubereiten und Kolostrum (Erstmilch) abzupumpen. 


15. Hat die Ernährung der Mutter einen Einfluss auf die Muttermilch?

Ja aber viel weniger als vermutet wird. Vitamine haben Einfluss Z.bsp. Omega 3, aber die Kalorienzahl nicht. 


16. Wie lange ratest du Frauen zu stillen?

Solange es für eine Frau und ihr Baby stimmt. Die WHO rät 6 Monate. Eine Statistik aus dem 2014 zeigt, dass nur noch 24% der Frauen ihre Babys ab dem 5. Monat stillen (ausschliesslich stillen) 


17. Was kann bei einem Milchstau helfen?

  • Stress meiden

  • Ruhe finden

  • allgemeine Lebenssituation anschauen


18. Welche Bücher empfiehlst du zum Thema stillen?

  • Intuitives stillen von Regine Gresens

  • Stillcomic Neuland von Kati Rickenbach

  • Stillbuch von Hannah Lothrop

    und dazu ein Stilltee trinken :-)


Danke liebe Susan!