Soll ich mein Baby fördern?
In den letzten Wochen habe ich mich mit dieser Frage öfters auseinandergesetzt.
Eine Freundin meinte vor ein paar Wochen, sie suche einen Mama-Baby Kurs, in dem sie lernen kann Ihren Sohn (5 Monate) richtig zu fördern.
Soll man Baby’s schon in der Entwicklung fördern? Ab wann? Was macht das für einen Sinn? Reicht es nicht, wenn sie im Kindergarten oder in der Schule damit konfrontiert werden?
“Das Kind anregen zu müssen, das glauben wir nur, weil wir zu wenig Ahnung davon haben, was jeder Mensch an Entfaltungsmöglichkeiten mit auf die Welt bringt”!
(Jacoby, 1981)
Ich interessiere mich allgemein sehr für die Entwicklung von Kindern und bin überzeugt, gerade Baby’s sollte man Baby’s sein lassen. Meiner Meinung nach, werden sie früh genug dem Druck der Gesellschaft ausgesetzt. Denn wenn wir mal genauer hinschauen, passiert dies meist schon ein paar Wochen nach der Geburt.
“hat sich deine Kleine/dein Kleiner noch nicht auf den Bauch gedreht?”
”bekommt sie/er immer noch Muttermilch?
”steht sie/er denn jetzt noch nicht frei?”
Dies sind zum Beispiel Sätze, die schon einen gewissen Druck auf das Kind bzw. auf die Mutter auslösen können. Je nachdem wie die Mutter solche Sätze aufnimmt, wird sie versuchen, dass Kind zu animieren, sich auf den Bauch zu drehen. Was in diesem Alter noch auf die Mutter projiziert wird, wird bald auf das Baby übergehen.
Wir haben uns klar für eine bedürfnisorientierte Erziehung entschieden. Aber was heisst das überhaupt?
Bedürfnisorientierte Erziehung #attachementparenting bedeutet, das Kind in seiner Entwicklung frei entfalten zu lassen. Für die Eltern heisst dies wiederum, beobachten was das eigene Kind braucht, Ihm einen Raum zu schaffen, wo es diese freie Entfaltung leben darf und auch dementsprechend zu handeln. Beobachtet man jeden Entwicklungsschritt und sorgt für die entsprechende Umgebung, bietet man eine physiologisch richtigere Unterstützung, als ein zu frühes Eingreifen oder ein Korrigieren der Entwicklungsvorgänge.
Ich besuche mit Leni 1x pro Woche den “Spielraum”. Dies ist ein Kurs (à 6x) in welchem es genau darum geht den Baby’s einen Raum zu bieten, in dem sie sich frei entfalten können. Hier gibt es für die Kleinen jede Menge zu entdecken und alles ist altersgerecht gestaltet. Wir als Mama’s beobachten unsere Kleinen und greifen nur ein wenn Gefahr besteht. Der Kurs ist geführt von einer Bewegungs- und Heilpädagogin und sie gestaltet den Raum jede Woche mit verschiedensten Spielsachen (Holzspielsachen, Musikinstrumente für Baby’s, Pikler Dreieck, Rampe etc.) babysicher. Auch gibt Sie uns wertvolle Tipps mit an die Hand, wie wir unsere Kinder in der freien Entfaltung unterstützen können.
Eine wichtige Erkenntnis, die ich aus dem Kurs mitnehme möchte ich gerne mit euch teilen:
Wir haben mit dem Kurs angefangen als sich meine Tochter Leni ganz frisch angefangen hat, sich überall hochzuziehen. Ich war immer hinter ihr her und dachte ich müsse dicht hinter ihr stehen - aus Angst sie stürzt und könnte sich verletzten. Die Kursleiterin meinte dann aber zu mir, ich solle Leni Freiraum lassen und müsse nicht permanent hinter ihr stehen wenn sie sich irgendwo hochzieht, sie weiss schon was sie tut.
Und siehe da, als ich ihr mehr Raum gegeben habe und sie aus einer gewissen Distanz beobachtet habe (1-2m mehr natürlich nicht), sah ich, dass sie sich ganz von selbst fallen lassen kann. Entweder plumpste sie auf Ihren Po oder kam über die Knie wieder auf den Boden.
Es war für uns beide ein wichtiger Schritt. Denn das entspannt meinen Alltag um ein Vielfaches, ich hätte ja nicht nonstop hinter ihr stehen können wenn sie sich irgendwo hochzieht. Natürlich bin ich zur Stelle wenn ich sehe, dass irgendwo Gefahr besteht und sie sich weh tun könnte. Auch für Leni ist dies wichtig, denn sie spürt, dass ich ihr vertraue und sie darf ihre eigenen Erfahrungen sammeln.
Ich bin auf jeden Fall der Überzeugung, Baby’s brauchen noch keine Förderung und ein Übermaß an Spielzeugen. Was sie dringend brauchen ist ein Raum, wo sie sich entfalten können. Jedes Kind ist einzigartig und geht in seinem eigenen Tempo. Wir als Eltern habe die Aufgabe, Ihnen diesen Raum zu schaffen, sie zu beobachten und danach zu handeln und den Raum anzupassen.
Warum wir uns für diesen Weg entschieden haben, kann ich dir nicht genau sagen, für mich liegt es auf der Hand und deshalb war es nicht wirklich eine Entscheidung sondern ist für uns der natürlichste Weg. Denn dadurch können auch wir als Erwachsene von den Kindern so viel lernen - natürlich nur, wenn wir uns darauf einlassen.
Buch Tipps zur bedürfnisorientierten Erziehung: